Glossar zur Thematik "Christlich-Sein in der DDR"
@ | A | B | C | D | E | F | G | H | I | J | K | L | M | N | O | P | Q | R | S | T | U | V | W | X | Y | Z | Alle
M |
---|
MahnwacheEine Mahnwache ist eine friedliche Demonstration, bei der auf ein bestimmtes politisches Anliegen aufmerksam gemacht werden soll. Die wohl wichtigste Mahnwache in der DDR-Zeit begann am 2. Oktober 1989 in der Gethsemane-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg. Junge Oppositionelle suchten einen geeigneten Ort, um eine Mahnwache für politische Gefangene aus Leipzig und anderen Orten abzuhalten. Pfarrer Werner Widrat stellte dafür die Gethsemane-Kirche zur Verfügung. Immer mehr Menschen schlossen sich der Mahnwache an. Die Forderungen „Freiheit für die politisch Inhaftieren“ und „Wachet und betet für die zu Unrecht Inhaftierten“ waren auf Transparenten über dem Portal der Kirche zu lesen. Die Mahnwache fand Tag und Nacht statt. Am 7. Oktober, am 40. Jahrestag der Gründung der DDR kam es in vielen Städten in der DDR zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrant*innen gegen die SED-Führung und der Polizei. In Berlin fanden die Demonstrierenden u. a. in der Gethsemane-Kirche Zuflucht vor der Polizei. Hier trafen sich auch Angehörige der Verhafteten, Journalist*innen und Fernsehteams aus aller Welt. Die Kirche wurde somit zu einer Art Kontakt- und Nachrichtenzentrale. Quelle: https://www.jugendopposition.de/themen/herbst89/145461/mahnwache-gethsemanekirche?video=145206 Weitere Infos: https://www.jugendopposition.de/node/148331 | |
Manfred StolpeManfred Stolpe war Jurist und Kirchenpolitiker. Er wurde 1937 in Stettin geboren und starb 2019 in Potsdam. Nach dem Abitur 1955 studierte er von 1955 bis 1959 Jura in Jena. Bereits 1959 schlug er eine kirchliche Verwaltungslaufbahn ein. Er war unter anderem von 1962 bis 1969 Leiter der Geschäftsstelle der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitung in der DDR. Außerdem war er 1969 an der Gründung des Bundes der evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) beteiligt. 1976 wurde er Mitarbeiter der Menschenrechtskommission des Weltkirchenrates. Nach der Wiedervereinigung wurde er Politiker für die Sozialdemokratische Partei SPD. 1990 bis 2002 war Manfred Stolpe Ministerpräsident von Brandenburg. Er sah seine Rolle als ranghoher Vertreter der evangelischen Kirchen in der DDR darin, Kontakt mit verschiedenen staatlichen Stellen, auch mit der Staatssicherheit, herzustellen und mit diesen zu reden. Dabei sollte es darum gehen, zu überlegen, was die Kirche für die Menschen in der DDR tun kann. Außerdem wurden bei den Gesprächen auch organisatorische Fragen und noch Vieles mehr geklärt. Aufgrund dieser Kontakte machte man ihm nach 1990 den Vorwurf, er sei informeller Mitarbeiter (IM) des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gewesen. Er selbst stritt seine Zusammenarbeit mit der Stasi ab. Quellen: https://www.politische-bildung-brandenburg.de/themen/neuanfang-brandenburg/interviews-mit-den-protagonisten/manfred-stolpe ; https://www.politische-bildung-brandenburg.de/dr-manfred-stolpe ; http://www.stasiopfer.com/stolpe.html Weitere Infos: https://www.deutschlandfunk.de/ein-mann-der-kirche-100.html | |
Märker/Mark BrandenburgDie Mark Brandenburg wurde 1157 gegründet. Es handelt sich hierbei um das Gebiet um die Brendanburg (Brandenburg) an der Havel. Ein Teil der früheren Mark Brandenburg gehört zum heutige Bundesland Brandenburg. Die Bewohner*innen der Mark Brandenburg nannten sich Märker. Ein Teil der früheren Mark Brandenburg gehört zum heutige Bundesland Brandenburg. Quellen: https://www.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.475256.de ; https://kulturstiftung.org/zeitstrahl/die-begruendung-der-mark-brandenburg | |
MfS/Staatssicherheit/StasiDas Ministerium für Staatssicherheit (MfS) oder kurz Staatssicherheit (Stasi) wurde 1950 gegründet. Das MfS sah sich als „Schild und Schwert“ der SED. Die Stasi war für die Erhaltung der Macht der Partei zuständig. Sie hatte die Aufgabe, tatsächliche und mögliche Gegner*innen und Kritiker*innen der Staatsführung aufzuspüren und zu bestrafen. Dafür standen Untersuchungsgefängnisse, Waffen und ein eigenes Regiment aus Soldaten zur Verfügung. Ab den 1970er-Jahren wurden mehr und mehr auch die DDR-Bürger*innen überwacht, um mögliche Kritik bereits im Voraus zu erkennen. Die Überwachung fand nun in allen Lebensbereichen statt. Es gab Hauptamtliche Mitarbeiter. Sie mussten politisch zu 100% hinter der SED stehen. Um aber zu gewährleisten, dass die Bevölkerung möglichst überall und unauffällig bespitzelt werden konnte, gab es auch sogenannte Inoffizielle Mitarbeiter*innen (IM), die aus der Gesellschaft angeworben wurden. Sie wurden überall eingeschleust und gaben alle Informationen an die Stasi weiter. Das Ende der SED brachte auch das Ende der Stasi mit sich. Kurz vor der Maueröffnung im November 1989 gab es noch den Befehl, sämtliche Unterlagen und Akten zu vernichten. Dies wurde aber von Bürger*innen verhindert. Quelle: https://www.stasi-unterlagen-archiv.de/informationen-zur-stasi/themen/was-war-die-stasi/ Weitere Infos: https://www.planet-wissen.de/geschichte/ddr/das_leben_in_der_ddr/pwiediestasi100.html | |
militärische ErziehungAb dem Schuljahr 1978/79 wurde in
der DDR der Wehrunterricht Pflichtfach für die 9. und 10. Klasse. Im
theoretischen Teil, der in der Schule stattfand, wurde militärisches
Grundwissen vermittelt. Zusätzlich mussten die Jungen noch ein zweiwöchiges
Wehrlager absolvieren. Dort lernten sie u. a. den Umgang mit Waffen im freien
Gelände. Es war der Versuch der SED, schon die Jugendlichen zu militarisieren, das heißt, sie auf einen späteren Einsatz als Soldaten vorzubereiten. Die Teilnahme am Wehrlager war keine Pflicht, aber eine Verweigerung wurde nicht gut aufgenommen. Die Eltern der Kinder, die nicht teilnehmen wollten, galten als politisch unzuverlässig und wurden daraufhin von der Stasi überwacht. Wer nicht teilnehmen konnte (medizinische Gründe) oder wollte, musste die Ausbildung zur Zivilverteidigung zusammen mit den Mädchen absolvieren. Dort wurden Erste Hilfe und Maßnahmen zur Evakuierung (Räumung eines Gebietes von Menschen) gelehrt. Bei den vielen Eltern kam der Wehrkundeunterricht nicht gut an. Auch die christlichen Kirchen legten Protest dagegen ein. Quelle: https://www.zeitklicks.de/zeitstrahl/1978/wehrkundeunterricht-wird-in-der-ddr-pflichtfach Weitere Infos: https://geschichte-wissen.de/blog/zeitzeugenbericht-die-vormilitaerische-ausbildung-in-der-ddr/ | |
Gefördert von: